Elfstündiger Einsatz im Ortsteil Seegatterl – Rund 200 Einsatzkräfte vor Ort
Reit im Winkl. Die Feuerwehr Reit im Winkl sowie zahlreiche Nachbarfeuerwehren wurden am Dienstagmittag gegen 12 Uhr mit dem Einsatzstichwort „Gebäudebrand“ durch die Integrierte Leitstelle Traunstein in den Ortsteil Seegatterl alarmiert. Dort stand bei Eintreffen der Feuerwehr der Wirtschaftstrakt eines mehrgeschossigen Gebäudes in Vollbrand. Das Feuer drohte bereits auf den Betten- bzw. Garagentrakt der ehemaligen Gaststätte überzuspringen. Das Gebäude wird derzeit als Unterkunft für etwa 30 Asylsuchende genutzt. Nach ersten Schätzungen ist ein Schaden im hohen sechsstelligen Bereich entstanden. Ein Bewohner wurde verletzt. Nach etwa zwei Stunden war der Brand unter Kontrolle, die Nachlöscharbeiten dauerten bis etwa 20:30 Uhr an. Im Einsatz waren rund 200 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei.
Gebäude bei Eintreffen in Vollbrand
„Bei Eintreffen am Brandort war sofort klar, dass wir an den im Vollbrand stehen Gebäudeteil nichts mehr ausrichten können und ein Innenangriff nicht mehr möglich gewesen ist“, sagte Reit im Winkls Kommandant und Einsatzleiter Günther Braun und ergänzte, „daher war unser erstes großes Ziel die Ausbreitung auf weitere Gebäudeteile zu verhindern“. Neben den sofort eingeleiteten Löschmaßnahmen wurde eine Einsatzleitung unter der Federführung des stellvertretenden Kommandanten, Stefan Fenninger, am Führungsfahrzeug der Feuerwehr Reit im Winkl aufgebaut. Dadurch ist es gelungen, den Gesamteinsatz innerhalb kürzester Zeit in Abschnitte zu gliedern, den anrückenden Kräften Aufträge zuzuteilen und die Abläufe zu dokumentieren.
In der Erstalarmierung waren neben der örtlich zuständigen Feuerwehr Reit im Winkl, die Feuerwehren Ruhpolding, Unterwössen, Marquartstein und die Feuerwehr Kössen aus dem benachbarten Österreich sowie die Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung alarmiert. Darüber hinaus machte sich die Feuerwehr Traunstein mit dem Gerätewagen Atem-/Strahlenschutz auf dem Weg zum Einsatzort.
Drei Drehleiterfahrzeuge zum Löschen im Einsatz
Neben der sogenannten Riegelstellung gegen eine Ausbreitung positionierten sich zahlreiche Feuerwehrfahrzeuge samt den dazugehörigen Einsatzkräften um das Gebäude, damit man die Flammen von allen Seiten des mittels Strahlrohre eindämmen konnte. Unterstützung leisteten dabei das Hubrettungsfahrzeug aus Reit im Winkl sowie die Drehleiterfahrzeuge aus Ruhpolding und Unterwössen. Mittels Wasserwerfer halfen sie die „Bodentruppen“ bei den Löschmaßnahmen. „Gerade die Eindachung aus Blech stellte die Einsatzkräfte vor Herausforderungen“, so ein erstes Fazit von Günther Braun. Aus diesem Grund wurde im Laufe des Nachmittags ein örtliches Unternehmen mit einem großen Bagger sowie LKWs hinzugezogen, die beim Entfernen der Dachhaut des gesamten Dachstuhles wertvolle Dienste leistete.
Auf Grund der großen Brandlast war bereits in einer sehr frühen Phase klar, dass sich der Einsatz über eine längere Zeit hinziehen wird. Daher wurde sehr schnell die Alarmstufe von einem „B4“ um eine Stufe auf „B5“ erhöht, was eine Nachalarmierung der Feuerwehr Oberwössen nach sich zog. Auf Grund der starken Rauchentwicklung und dem daraus resultierenden hohen Bedarf an Atemschutzgeräteträgern wurde zusätzlich der „Landkreislöschzug Land 5/1“ und somit die Feuerwehren Chieming, Hart und Surberg alarmiert. Ein weiterer Nachalarm erging an die Feuerwehr Übersee, die als sogenannter „Gebietsschutz“ für eventuell weitere Einsätze im Feuerwehrhaus Reit im Winkl Stellung bezog. In den Abendstunden erfolgte mit Kräften aus Staudach-Egerdach ein Austausch des Personals.
Starker Brandrauch macht den Einsatz von 40 Atemschutzgeräteträgern erforderlich
Eine erste Wasserversorgung lieferten die Tanks der Löschfahrzeuge sowie zwei Hydranten in unmittelbarer Nähe zum Brandobjekt. Damit man den enormen Wasserbedarf decken konnte, nutzte man auch die nahegelegene Schwarzlofer. Bis zu sieben Förderleitungen und mehrere Pumpen wurden über eine Strecke von jeweils etwa 100 Metern verlegt, damit genügend Wasser an den Strahlrohren vorhanden war. Rund 40 Atemschutzgeräteträger waren auf Grund der massiven Rauchentwicklung für die Löscharbeiten nötig.
Auf Grund des Brandrauchs musste auch die Bundesstraße B305 zwischen Ruhpolding und Reit im Winkl zeitweise für den Verkehr gesperrt werden. Der mitunter starke Regen und das windige Wetter hatten die Löschmaßnahmen zusätzlich erschwert und für wechselnde Zugbahnen des Brandrauches geführt. Schadstoffmessungen rund um die Einsatzstelle hatten keine auffälligen Messwerte ergeben.
Erleichterung: Keine Personenschäden
Erleichtert zeigte sich der Reit im Winkler Kommandant von der Tatsache, dass keine Personen ernsthaft zu Schaden gekommen sind. Die Unterkunft war mit etwa dreißig Personen belegt. „Alle die beim Brandausbruch zu Hause waren, konnten das Gebäude selbstständig verlassen“, so Günther Braun. Einige der Betroffenen wurde vor Ort durch die bereitstehenden Einsatzkräfte des Rettungsdienstes sowie der Notärzte untersucht, mussten sich jedoch nicht einer weiteren Behandlung unterziehen. Eine Polizeibeamtin hatte Rauchgase eingeatmet und galt daher als „leicht verletzt“.
„Es war ganz ganz knapp, aber den Einsatzkräften der Feuerwehr ist es gelungen, die Brandausbreitung auf den Wohntrakt zu verhindern“, zeigte sich Kreisbrandrat Christof Grundner zufrieden. Gleichzeitig lobte er den professionellen Einsatz aller Beteiligten und würdigte „die schnellen und richtigen Entscheidungen zur Einsatzbewältigung“. Inwieweit der Bettenbereich durch Brandrauch in Mitleidenschaft gezogen wurde, kann derzeit noch nicht abgeschätzt werden. Zur Unterstützung der Einsatzleitung waren neben dem Kreisbrandrat Christof Grundner, Kreisbrandinspektor Martin Schupfner, die Kreisbrandmeister Thomas Mayr, Stefan Nitzinger sowie die Fach-Kreisbrandmeister Stefan Thurner (Atemschutz) und Hubert Hobmaier (Presse- und Medienarbeit) zusammen mit Thomas Pfeffer von der Pressestelle als Pressebetreuung sowie Kreisfeuerwehrarzt Holger Hübner vor Ort. Sebastian Rockel vom THW Traunstein war als „Fachberater THW“ für technische Herausforderungen als Ansprechpartner im Einsatz. Darüber hinaus war Hubert Lehrberger vom Wasserwirtschaftsamt als Fachberater vor Ort.
Einsatzende nach 11 Stunden intensiver Brandbekämpfung
Reit im Winkls 1. Bürgermeister Matthias Schlechter war ebenfalls vor Ort, um die Einsatzleitung rund um Günther Braun organisatorisch zu unterstützen. In der Verwaltung des Rathauses wurde ein Auskunftstelefon für Presseanfragen und Auskünfte geschalten. Nachdem das Feuer nach zwei Stunden unter Kontrolle gebracht werden konnte, waren die Einsatzkräfte bis etwa 20:30 Uhr damit beschäftigt, den Dachstuhl abzutragen und Nachlöscharbeiten durchzuführen. Die Feuerwehr Reit im Winkl war bis etwa 23:00 Uhr als Brandwache vor Ort.
Insgesamt waren rund 200 Helferinnen und Helfer von Feuerwehr, Rettungsdienst, Polizei und THW im Einsatz. Erste Schätzungen der Schadenshöhe gehen von einer hohen sechsstelligen Summe aus. Was das Feuer ausgelöst hat, ist Bestandteil der polizeilichen Ermittlungen und steht derzeit noch nicht fest. Die Bewohner wurden seitens des Landratsamtes Traunstein zwischenzeitlich in eine Ersatzunterkunft untergebracht. (Hob)
Bereits vor der Alarmierung zum Großbrand im Einsatz
Die Feuerwehr Reit im Winkl war am Morgen schon seit 9 Uhr bei einem Wasserschaden im Einsatz. Hier war auch noch Gelegenheit für die Einsatzkräfte eine gespendete Brotzeit zu sich zu nehmen, denn wenige Minuten später war dafür für Stunden keine Zeit mehr. Nach Alarmierung zur Asylunterkunft verblieben nach kurzer Organisation zwei Kräfte zur Überwachung der Geräte an der Einsatzstelle. Kommandant Günter Braun und sein Stellvertreter Stefan Fenninger stellten sofort die Einsatzleitung. Das erste Löschfahrzeug wurde besetzt und erreichte mit vier Atemschutzgeräteträgern den Großbrand bereits nach wenigen Minuten. Der Einsatz „Wasserschaden“ war gegen 16:30 beendet. Die Pumpen und Schläuche wurden abgebaut und direkt nach Seegatterl gebracht, wo sie zur Wasserentnahme aus der Schwarzlofer benötigt wurden. (MF)
Die Aufnahmen zeigen sehr deutlich, mit welcher Brandintensität die Feuerwehrleute konfrontiert waren. Es entwickelte sich ein elfstündiger Einsatz, bei dem etwa 200 Helfer von Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei im Einsatz waren.